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Philipp Dehne

Nachgefragt bei... Reinigungskräften

Wie geht es eigentlich den Reinigungskräften an den Schulen?

Und sind Gebäudereiniger systemrelevant?


Die Schulen sind geschlossen. Lehrkräfte und Erzieher*innen betreu(t)en Schüler*innen von zuhause aus oder im Rahmen der Notversorgung in der Schule.

Wir haben uns gefragt, wie es eigentlich den Reinigungskräften in den Schulen gerade geht...? Und haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Die gute Nachricht: Reinigungskräfte an Berliner Schulen erhalten derzeit weiterhin ihren vollen Lohn. Während der Schulschließungen der letzten drei Wochen sollten sie weiterhin die Schulen reinigen. Die Bereiche, die im Rahmen der Notbetreuung weiterhin genutzt werden. Und all die vielen Dinge, die sie aus Zeitgründen sonst nicht schaffen, nachholen. Jetzt während der Osterferien soll an vielen Schulen eine Grundreinigung stattfinden.


Mehr Angst vor Arbeitslosigkeit als vor dem Virus


Ob das Weiterarbeiten selbst auch eine gute Nachricht darstellt, ist eine andere Frage.

Die Reinigungskräfte, mit denen wir gesprochen haben, wollen/müssen weiterarbeiten, da sie von 60% des Nettolohns (Kurzarbeitergeld) nicht leben könnten. Eine von ihnen erzählt uns: „Ich finde das OK. Jetzt haben wir endlich mal ausreichend Zeit für unsere Arbeit. Außerdem ist die Ansteckungsgefahr viel kleiner, jetzt wo keine Kinder da sind.“ Aber die Situation sei auch beängstigend. Schließlich sei man auf das Geld angewiesen. Und es gibt bereits erste Firmen, die ihren Angestellten Vereinbarungen für eine mögliche Kurzarbeit vorlegen.

In der taz fasste eine Reinigungskraft seine Situation so zusammen: Die Angst vor der Arbeitslosigkeit sei größer als die vor dem Virus. Er müsse eng mit seinen Kolleg*innen zusammenarbeiten ohne Raum für Sicherheitsabstand. Schutzkleidung gebe es nicht.

In den vergangenen Tagen und Wochen war immer wieder von verschiedenen systemrelevanten Berufsgruppen die Rede. Und das zu recht! Wir würden dieser Debatte gerne eine Gruppe hinzufügen: Reinigungskräfte. Auch sie sind systemrelevant. Das galt schon vor den Ausgangsbeschränkungen. Oder wie sollten z.B. Schulen oder öffentliche Gebäude ohne Reinigung genutzt werden?

In Zeiten der Corona-Krise zeigt sich die Systemrelevanz umso deutlicher. Denn gerade Krankenhäuser sind auf eine gute Hygiene angewiesen. Doch auch viele Reinigungskräfte an Krankenhäusern leiden unter den gleichen Problemen wie ihre Kolleg*innen an den Schulen: Outsourcing, Zeitdruck, wechselnde Arbeitsplätze und Kolleg*innen.


Reinigung ist systemrelevant


Dass diese Folgen eines fatalen Sparkurses nicht nur die Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte massiv verschlechtert haben, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen, wird in Zeiten eines erhöhten Hygienebewusstseins immer mehr Menschen bewusst.

Die Bewältigung der jetzigen Krise steht derzeit zurecht im Vordergrund. Diskutieren sollten wir aber schon jetzt, welche Schlussfolgerungen sich daraus für unsere Gesellschaft ergeben. Neben einer besseren Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte (und sicherlich weiteren Gruppen), muss es auch darum gehen, die Reinigung – in Krankenhäusern und auch in Schulen – wieder als das zu sehen, was sie ist: systemrelevant.


Kampf um öffentliche Daseinsvorsorge

Wir setzen uns bereits seit längerem mit unserer Kampagne „Saubere Schulen“ für eine Festanstellung, ausreichend Zeit und eine bessere Hygiene an Berliner Schulen ein. Beschäftigte von Charité und Vivantes haben in ihrem offenen Brief – neben den anderen derzeit so drängenden Forderungen – auch die Eingliederung der outgesourcten Reinigung und anderer outgesourcter Bereiche gefordert.

Die Umstände dieser Forderungen erscheinen auf den ersten Blick zwar unterschiedlich, aber letztlich geht es beides Mal um den Kampf für eine bessere Daseinsvorsorge! Und gute Arbeitsbedingungen. Gemeinsam Gesellschaft gestalten! In der Krise und nach der Krise!

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